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Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg
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„Jagdgenossenschaften im Dialog“ ist ein Forschungsprojekt der FVA Baden-Württemberg, welches vom Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg in Auftrag gegeben wurde.
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Projekt
Jagdgenossenschaften als Schnittstelle
Jagdgenossenschaften sind Körperschaften des Öffentlichen Rechts. Alle, die in Deutschland ein Grundstück besitzen, das zu einem gemeinschaftlichen Jagdbezirk gehört, sind automatisch Mitglied einer Jagdgenossenschaft.
Die Grundbesitzenden sind die Inhabende des Jagdrechts auf ihren Flächen. Aber erst bei einer zusammenhängenden Fläche von 75 Hektar handelt es sich um einen Eigenjagdbezirk. Alle Grundbesitzenden, die kleinere Flächen besitzen, werden durch die Jagdgenossenschaften vertreten. Damit stehen die Jagdgenossenschaften an einer wichtigen Schnittstelle der jagdlichen Organisation. Sie spielen für die Wahrnehmung der Interessen der Grund- und Waldbesitzenden eine entscheidende Rolle. Für die Jagdpächterinnen und Jagdpächter sind sie als Verpachtende des Jagdrechts ein wichtiger Vertragspartner und damit auch ein entscheidender Akteur für das Wildtiermanagement.
Die Kommunikation und Koordination der Interessensgruppen spielen hierbei eine zentrale Rolle. Die Jagdgenossenschaften machen den Austausch zwischen den an der Wildbewirtschaftung beteiligten Akteuren und das Vermeiden oder Bewältigen von Konflikten rund um die Jagd erst möglich. Ziel ist es einvernehmlich Lösungen zwischen den Interessengruppen zu finden.
Verwaltungsmodelle von Jagdgenossenschaften
In Baden-Württemberg sind traditionell zwei Modelle der Verwaltung von Jagdgenossenschaften zu finden. Das erste Modell ist in vielen Regionen des Landes üblich, hier wird die Außenvertretung an die politische Gemeinde übertragen. Das zweite Modell der selbstverwalteten Jagdgenossenschaften ist in Baden-Württemberg deutlich seltener vertreten.
Eine zunehmende Vielfalt an Nutzungsinteressen und neue Anforderungen an das Jagd- und Wildtiermanagement stellt viele Jagdgenossenschaften vor neue Herausforderungen. Der Entwicklung neuer Herangehensweisen des Interessenausgleichs und der Konfliktregulierung kommt in Zukunft eine noch größere Bedeutung zu.
Neue Herausforderungen im Jagd- und Wildtiermanagement
Verschiedene Veränderungen im ländlichen Raum stellen aktuell große Herausforderungen für die Vertretung der Jagdgenossenschaften dar. Dazu zählt neben dem Wandel in der Landbewirtschaftung auch der Wandel der Lebensstile der Jagdgenossen und Jagdgenossinnen, die oft nicht mehr durchgängig in Land- und Forstwirtschaft tätig sind. Ebenfalls ist davon auszugehen, dass auch in den Jagdgenossenschaften das ehrenamtliche Engagement die Beteiligten vor besondere Herausforderungen stellt. Eine hohe Dynamik in den Wildbeständen, die in der Regel mit einem Anstieg von Wildschäden und Konflikten einhergeht, schafft einen regelmäßigen Handlungsbedarf.
Mit der Neufassung des Jagd- und Wildtiermanagementgesetzes (JWMG) hat der Gesetzgeber in Baden-Württemberg die Voraussetzungen für eine Weiterentwicklung der Jagdgenossenschaften geschaffen. Bei der in Paragraph 34, Abschnitt 2 des JWMG geforderten Formulierung einer Zielvereinbarung über den Abschuss von Rehwild in Pachtjagden (RobA) wird den Jagdgenossenschaften die Möglichkeit gegeben gemeinsam mit den Jagdpächtern und Jagdpächterinnen eine Lösung zu finden.
Das Projekt „Jagdgenossenschaften im Dialog“ möchte gemeinsam mit den Jagdgenossenschaften beider Verwaltungsmodelle an Handlungsempfehlungen arbeiten, damit die Jagdgenossenschaften dauerhaft an der Schnittstelle zu einem gelungenen Jagd- und Wildtiermanagement stehen können.
Quellen: